Vom 7.-16. Februar habe ich mit einer Gruppe von 13 anderen Teilnehmer_innen aus Deutschland und weiteren 10 Teilnehmer_innen aus Frankreich am Grundkurs der BAFA- und Juleika-Schulung teilgenommen. (BAFA steht dabei für “Brevet d’Aptitude aux Fonctions d’Animateur en Accueils Collectifs de Mineurs” (~ etwa “(französischer) Befähigungsnachweis für Freizeitgestalter_innen”) und Juleika für “Jugendleiter_innen-Karte”.)
Die Schulung wurde von der AGfJ (Arbeitsgemeinschaft freier Jugendverbände) und der CEMEA (Centre d’entraînement aux méthodes d’éducation active) in Kooperation veranstaltet. Die CEMÉA ist eine 1937 in Frankreich gegründete Bewegung, die sich für „Bildung von unten“ (education populaire) einsetzt und nach reformpädagogischen (éducation nouvelle) Grundsätzen arbeitet. (à la Montessori, Freinet, …)
Das Seminar fand in einem Internat am Rande der kleinen Stadt Ancenis in der Nähe von Nantes in der Region Pays de la Loire in Westfrankreich statt.
Das Programm der Woche war dicht gedrängt und vielfältig. Es wurde durch drei sogenannte „Groupes de Vie de Stage“ („Lebensgruppen“), die sich morgens und abends trafen und über die Inhalte und den Rahmen des Programms austauschten und eine täglich tagende Kommission, die sich aus wechselnden Vertreter_innen der drei „Lebensgruppen“ und Vertreter_innen des Leitungsteams zusammensetzte, geplant. Die offiziellen Vorgaben bezüglich der BAFA-Ausbildung und der zeitliche Rahmen des Seminars (mit zwei Tagesausflügen nach Nantes) sorgten allerdings dafür, dass die einzelnen Tage sehr voll waren, wie man hier auf dem Wochenplan sehen kann:
Im Laufe der Woche ging es sowohl um theoretisches als auch um praktisches Arbeiten. Themen, die im Zusammenhang mit der Arbeit mit Kinder- und Jugendgruppen besprochen wurden, waren z.B. Ernährung, Schlaf und Hygiene. In das Programm eingestreut waren zudem „Animation linguistique“ (Sprachübungen, -spiele) und Bewegungsspiele die anschließend einer gemeinsamen Reflektion unterzogen wurden. Weitere Punkte waren Recht und Geschlechtergerechtigkeit. Praktisch gearbeitet und ausprobiert wurde in den Phasen der „Aktivität“ und im Rahmen des Projekts. Es gab verschiedene Räume, wie den Holzraum, den Kreativraum und den Spielraum, die von uns zunächst eingerichtet und dann im Lauf der Woche für verschiedene Tätigkeiten genutzt wurden.
Ein Projekt war beispielsweise das experimentelle „Drehen“ von Stopmotion-Kurzfilmen. Wir haben für unsere Filme z.T. Figuren verwendet, die zuvor von anderen aus Ton oder anderen Materialien gebastelt worden waren. Bei einem dritten Film arbeiteten wir mit Papier und fotografierten von oben. Die Ergebnisse können hier (bei Youtube) betrachtet werden:
– Film 1 – “Stop Motion I – Schaf und Krabbe”
– Film 2 – “Stop Motion II – Stillleben in G-Dur”
– Film 3 – “Stop Motion III – Katzenzungen / Langues de Chat”
Bei unserem ersten Tagesausflug nach Nantes erkundeten wir erstmal die Stadt mit ihren vielen schönen Ecken und Plätzen.
Auf der Ile de Nantes in der Loire war z.B. die Ausstellung „Machines d l’Ile de Nantes“ einen Besuch wert. Dort sind viele verschiedene (riesige) Maschinen, wie der Elephant unten, zu sehen.
An unserem zweiten Tag in Nantes besuchten wir in mehreren Kleingruppen verschiedene soziale Projekte und Einrichtungen in und um Nantes. Ich fuhr mit einigen anderen in das Jugendhaus/Freizeitzentrum „Espace Loisirs Jeunes“ in Preux, einem Stadtteil von St.Herblain, einem Vorort von Nantes wo wir von der Leiterin und den Jugendlichen freundlich begrüßt wurden und einiges über die Geschichte des Projekts und aktuelle Entwicklungen erfahren konnten.
Fazit: Das Seminar war eine schöne und spannende Erfahrung. Besonders interessant war es wegen verschiedener Punkte: Zum Einen wegen der unterschiedlichen Sprachen, die von den Teilnehmenden gesprochen wurden und die häufig Übersetzungen nötig machten, zum Anderen wegen der Altersunterschiede zwischen den Teilnehmenden, die zwischen 17 und 25 Jahre alt waren. Aber auch die unterschiedlichen Vorerfahrungen und Erwartungen der Teilnehmenden und die unterschiedlichen Ansätze ein solches Seminar zu gestalten und durchzuführen, die miteinander konfrontiert wurden, machten das Seminar zu einer bereichernden Zeit.
Ich bin gespannt, wie es im Oktober auf dem Vertiefungsseminar weitergeht.
Einander kennenlernen, heißt lernen, wie fremd man einander ist.
Christian Morgenstern (1871-1914), dt. Lyriker | Zitat-Nr.: 5184
Ton texte est parfait même si il n’existe pas de mots pour décrire merveilleusement bien les moments passés ensemble, les échanges d’idées, les signes, regards et rire qui suffisent quand on ne se comprend pas.